„Die Yacht“, Ausgabe 16, April 1939:

Die deutschen Achtersegler sind nicht weniger stark mit der Vorbereitung des kommenden letzten Segelsommers vor den Olympischen Spielen in Helsinki beschäftigt als die Rennsegler der anderen olympischen Klassen. Bestimmt ist mit zwei Achterneubauten zu rechnen, von denen der eine, eine neue „Germania“ für Dr. Krupp v. Bohlen und Halbach, auf der Werft von Abeking & Rasmussen im Bau ist, der zweite auf der gleichen Werft für den Berliner Segler Sponholz. Mit dem dritten Achterneubau ist noch nicht mit Sicherheit zu rechnen.

„Die Yacht“, Ausgabe 20, Mai 1939:

Auch unter den Achterseglern sind die Vorbereitungen lebhaft im Gange. Es hatte sich herausgestellt, daß die in den beiden vorhergehenden Wintern versuchsweise vorgenommenen Änderungen an Kiel und Ruder des Achters „Germania 3“ keine Verbesserungen ergaben. Die „Germania 3“ wurde daher erneut umgebaut und in ihren ursprünglichen Zustand versetzt. Der neue Achter für den Berliner Segler Sponholz, von dem wir seinerzeit berichteten, ist inzwischen auf der Werft von Abeking & Rasmussen vom Stapel gelaufen und hat den Namen „Windsbraut“ erhalten. Der Eigner hat bereits in Kiel mit den Trimmfahrten begonnen.

„Die Yacht“, Ausgabe 21, Mai 1939:

Kieler Frühjahrsregatten. Bei den Achtern mußte „Germania 3“ auch die beiden letzten Tage allein über die Bahn laufen, da die gerade angekommene „Windsbraut“ von Sponholz das Eintrimmen ihrer Segel einem erhofften Start vorzog.

„Die Yacht“, Ausgabe 24, Juni 1939:

Kein Stillstand bei den Achtern. Nur scheinbar war die Entwicklung in der olympischen 8-m-R-Klasse zum Stehen gekommen. An unserem Olympia-Achter „Germania 3“ hatte man bauliche Änderungen vorgenommen, von denen man sich eine Verbesserung des Bootes versprach. Da aber die „Germania 3“ dadurch nicht besser geworden war, hat man in diesem Frühjahr den alten Zustand wieder hergestellt und besitzt nun in diesem Olympia-Achter ein gutes Vergleichsboot. Jedenfalls zeigt das, wie nachdrücklich auch in dieser Olympia-Klasse in aller Stille gearbeitet wird. Die „Germania 3“ wird auf die neue „Germania“ und auf die neue Berliner „Windsbraut“ treffen. Daß trotz dieser zwei Neubauten wieder nur drei Achter wie im Vorjahre während der Kieler Woche starten, besagt durchaus nichts im Hinblick auf die Olympiaregatten 1940 in Helsinki. Für diese drei deutschen Konstruktionen bedeuten die Kieler Kämpfe eine wichtige Vorarbeit für 1940.

„Die Yacht“, Ausgabe 25, Ende Juni 1939:

Start der Kieler Woche

Ungeklärte Lage bei den großen R-Klassen. Von den beiden neuen deutschen Zwölfern, der Hamburger „Sphinx“, die von Brinkmann gesteuert wurde, und der von dem Eigner Burmester selbst gesegelten Bremer „Aschanti 3“ fiel die „Sphinx“ nicht nur durch ihren dunklen blauen Anstrich auf. Das Hamburger Schiff war wesentlich besser im Trimm, die Segel standen besser und die Mannschaft war besser eingearbeitet. Auf der „Aschanti 3“ dagegen, die erst wenige Wochen vor der Kieler Woche fertig wurde, war nur wenig getrimmt und eingespielt. Aber auch die „Sphinx“, die in den drei ersten Kämpfen zum Teil mit sehr großem Vorsprung siegte – am Sonntag lag sie im Ziel mehr als sechs Minuten vor der „Aschanti 3“ – scheint noch nicht in der besten Form zu sein. Es scheint aber, daß die beiden Neubauten doch gegenüber den vorjährigen Zwölfern einen wesentlichen Fortschritt bedeuten. Im dritten Rennen startete die Bremer „Aschanti 3“ nicht, die im zweiten Rennen zweiter Preisträger geworden war. Die zweiten Plätze an den beiden anderen Tagen belegten die „Inga“ und die „Anita“, die am ersten Tag aufgegeben hatte.

Von den neuen Achtern, der Hamburger „Germania 4“, die von Walter v. Hütschler, dem Starboot-Weltmeister, gesteuert wurde, und der Berliner „Windsbraut 3“ gilt das Gleiche wie für die Zwölfer. Es läßt sich noch nicht sagen, wie die Lage bei den deutschen Vertretern dieser größten Olympiaklasse ist. Die Achter kämpften an den ersten Tagen um den „Preis des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda“, der nach dem Siegsystem ausgesegelt wird. Aber in diesen Sonderpreisregatten fiel nach den vorgesehenen drei Regatten noch keine Entscheidung, da jedesmal eine andere Yacht von den drei Yachten siegte. Am ersten Tag die alte „Germania 3“, am Sonntag die Berliner „Windsbraut 3“ und am letzten Tag die neue „Germania 4“. Bemerkenswert war aber, daß sich die Achter einen harten Kampf lieferten. Besonders am Sonntag stritten die „Windsbraut 3“ und die „Germania 4“ sehr wechselvoll um die Führung und gingen schließlich auch mit einem Abstand von nur 13 Sekunden über die Ziellinie, während die alte „Germania 3“ um mehr als fünf Minuten im Ziel zurücklag. Allgemein kann man sagen, daß für die Zwölfer und Achter die ersten Kieler-Woche-Kämpfe bessere Trimm-Regatten waren.







„Die Yacht“, Ausgabe 26, Anfang Juli 1939:

Die Großen und Kleinen auf den Außenbahnen.

Leider fehlte die ausländische Gegnerschaft im Kampf der stolzen Zwölfer, unsere vier deutschen blieben unter sich, und es kam auch zum zweiten Teil der Segelwoche kein neuer Gegner wie im vergangenen Jahr. Was die Boote im Kampf mit anderen Booten leisten, wird sich erst noch zeigen, wenn sie in den skandinavischen Rennen gestartet sind. Gleich am Sonntag und am Montag Mittag verließen die großen R-Boote den Kieler Hafen in Richtung Norden. Jedes Rennen wirft neue Fragen auf und klärt alte, wurde uns an Bord der „Aschanti“ gesagt. Jedes Rennen bringt neue Erkenntnisse in regattatechnischer und vielleicht auch in konstruktiver Beziehung. Mit dem Trimm des Segels war die Brinckmannsche „Sphinx“, die in den letzten drei Tagen Siege herausfuhr, am weitesten, während auf der zu spät fertig gewordenen „Aschanti“ immer noch an dem guten Stand des Tuches gearbeitet wurde. Die Schiffe sind selbst bei leichter Brise ungeheuer schnell. Mit einem langsameren Motorboot ihnen zu folgen ist ausgeschlossen. „Aschanti“ von Burmester machte sich eine bunte Preisfolge (I. 3. II. II. 4.) und „Anita“ von Rau besetzte die beiden freien zweiten Plätze am Dienstag und Sonnabend, während „Inga“ von Staatsrat Eßberger auf diesem Platz am Donnerstag einkam. Außer der bisher noch überlegenen „Sphinx“ haben diese Rennen keine Klärung gebracht. Die „Aschanti 3“ lag in der Punktwertung an zweiter Stelle.

Die Kieler Woche kann auch bei den Olympischen R-Klassen nicht als Wertmesser herangezogen werden, die Wetterlage erlaubt es nicht. Gehen wir nur nach den Ergebnissen, dann ist die „Germania 4“ von Dr. Krupp die beste, vorausgesetzt, daß sie der Starboot-Weltmeister v. Hütschler steuert. Am letzten Tage hatte er jedoch das Glück, daß die lange Zeit führende „Windsbraut“ von Sponholz-Berlin plötzlich in einem riesigen Flautenloch hängen blieb. Den einzigen ersten Preis, den „Germania 4“ übrig ließ, nahm am Donnerstag ihre ältere Namensschwester mit dem Sohn des Eigners am Ruder. Dieser Sieg, der erst auf dem allerletzten Stück der Bahn errungen wurde, ist um so erfreulicher gewesen, als der Reichssportführer v. Tschammer und Osten an diesem Tage, dem letzten seines Kieler Aufenthaltes, an Bord dieses Bootes in glühender Sonne mitsegelte. Der Reichssportführer hat sich über die Schwierigkeiten, die dazu gehören, ein Segelfahrzeug sicher und möglichst schnell über den Kurs zu bringen, das rechte Bild gemacht. Er gab diesem Eindruck in einem Brief an Vizeadmiral Götting beredten Ausdruck. Für die letzten Tage war noch die alte „Vaterland“ (Kröger-Warnemünde), die jetzt den Namen „Sophie“ trägt, nachgemeldet worden, aber es gelang ihr nur ein zweiter Platz am allerletzten Flautentage.







„Die Yacht“, Ausgabe 30, August 1939:

Deutsche Erfolge in Helsinki

An den Kämpfen der internationalen Finnland-Woche nahmen, wie wir berichteten, eine Reihe deutscher Boote der Olympiaklassen teil. Lediglich die vorgesehene Entsendung mehrerer Olympiajollen-Segler nach Helsinki mußte unterbleiben, weil die Finnen die Olympiajollen-Klasse nicht ausgeschrieben hatten. Nach dem zweiten Platz des Kieler Sechsers „Gustel 8“ hinter dem amerikanischen „Wundersechser“ „Goose“ in den Kämpfen um den Goldpokal, der unbestreitbar einen großen Erfolg darstellt, kamen die deutschen Segler auch in der Finnland-Woche zu Erfolgen. Bei den Achtern konnte die neue Berliner „Windsbraut 3“ mit Sponholz am Ruder einen dritten Platz und einen überlegenen Sieg erringen. Die „Gustel 8“ erkämpfte ebenso wie der Berliner „Michel3“ einen zweiten Platz hinter der amerikanischen „Goose“. Weiter errang die „Gustel 8“ einen vierten Platz. Die Rennen der Starboote standen ganz im Zeichen der deutschen Starsegler. Sie belegten in den vier Rennen zumindest die beiden ersten Plätze. Im vierten Rennen lagen sogar sechs deutsche Boote vorn. In den ersten beiden Rennen siegte der Berliner v. Reclam-Schlee, im dritten der Berliner Telto, im vierten der Berliner Blankenfeldt. Nach der neueren Wertung war v. Reclam-Schlee bester Starsegler, nach der alten Punktwertung war der Kieler Hansohm mit zwei zweiten, einem dritten und einem vierten Platz der Beste.

„Die Yacht“, Ausgabe 33, September 1939:

Finnlandwoche auf Olympiabahnen. Die Goldpokalwettfahrten waren durch den dreifachen Sieg Amerikas schnell beendet. Die Ruhetage bis zum Beginn der Finnlandwoche boten willkommene Gelegenheit, die Boote wieder in Trimm zu bringen und die Schönheiten von Helsinki und der Schärenlandschaft zu genießen. Nach dem gastgebenden Finnland stellte Deutschland die meisten Boote. In allen olympischen Klassen, mit Ausnahme der Jollen, die gar nicht ausgeschrieben waren, war Deutschland mit mehreren Booten vertreten. Es gingen zwei Achter, vier Sechser und acht Starboote an den Start. Unsere finnischen Segelkameraden begrüßten dieses starke deutsche Aufgebot mit besonderer Freude, die der Kommodore des Nyländska Jaktklubben, Dr. Ramsay, in überaus herzlichen Worten in seiner Begrüßungsansprache zum Ausdruck brachte. Die Bedeutung der deutschen Expedition und die Anteilnahme an den eifrigen Olympiavorbereitungen des uns in Freundschaft verbundenen Finnlands wurden noch durch die Entsendung von Schilling vom Reichssportamt, der als Vertreter des Reichssportführers von Tschammer und Osten dessen Grüße überbrachte, betont.

In der 8-m-R-Klasse starteten die deutschen Boote „Germania 4“ (Krupp v. Bohlen und Halbach) und „Windsbraut 3“ (Dir. Sponholz). Ihre Gegner waren die finnischen Boote „Cheerio“, die lettische „Romance 3“ und drei schwedische Boote, darunter der Olympiavertreter 1936 „Ilderim“.

Am 22. Juli wurde die erste Wettfahrt bei einem Südost von 7-8 m/sek gestartet. Die Bahnen waren gegenüber denjenigen der Pokalrennen erheblich verändert und hatten als einfache Dreieckskurse eine Länge von 14 sm für die großen Klassen. Die deutschen Achter machten zwar einen vorzüglichen Start und tadellose Spinnakermanöver, konnten sich aber dennoch nicht durchsetzen. Das zeigte sich besonders auf der Kreuz, wo sie sich mit der kurzen, steilen See nicht richtig abfinden konnten. An diesem Tage siegten die Schweden und Finnen unangefochten.

Am zweiten Tag wehte wieder Südost, allerdings mit 12-14 m/sek, der wieder eine kurze, steile See aufwarf. Da es dann im Laufe der Wettfahrt anfing heftig zu regnen, war die völlige Durchfeuchtung der Segler sichergestellt. Es war die gleiche Bahn des Vortages zu segeln. Auch in dieser Wettfahrt waren die deutschen Achter ihren Gegnern nicht überlegen, wenn sie auch wesentlichen besser mithalten konnten. Vorläufig mussten sie noch ihren schwedischen Gegnern den Sieg überlassen.

Die Achter konnten sich von Tag zu Tag verbessern, um zum Schluß ihren anfänglich überlegenen Gegnern sogar den Sieg zu entreißen. Bei frischem Südwest gab es endlich einen Amwindstart, und an diesem Tage lagen die deutschen Boote in allen Klassen im Start vorne. Das Feld der Achter blieb auf der Kreuz ziemlich geschlossen, auch die Vorwindstrecke brachte keine Verschiebung. Auf dem raumen Gang ins Ziel wurde auf beiden Booten sauber der Ballon gefahren, und dieses beharrliche Bemühen fand seinen Lohn in dem III. Preis von „Windsbraut“, während „Germania“ Vierte wurde. Siegerin wurde „Cheerio“.

An sämtlichen Tagen hatte es immer mehr oder weniger stark geweht, so daß die Wettfahrten flott abgewickelt werden konnten. Am letzten Tage hatten die Segler dagegen noch einmal Freuden und Leiden der Flautenwettfahrt auszukosten, bei der die leichten, umlaufenden Winde höchste Aufmerksamkeit erforderten. Ein leichter Westwind brachte die Boote noch eben durch den Start, um dann ganz einzuschlafen. Nachher drehte er auf Süden, so daß es nichts zu kreuzen gab. Die ständige Formverbesserung der Achter fand ihre Krönung in dem Sieg von „Windsbraut“, die an diesem Tage alleine die deutschen Farben zu vertreten hatte, da „Germania“ zusammen mit der „Ilderim“ bereits nach Sandhamn zur Teilnahme an der Coppa d’Italia in See gegangen war. „Windsbraut“ löste ihre Aufgabe ausgezeichnet. Schon an der ersten Tonne war sie zweite und lief auf dem nächsten Gang zu ihrer schwedischen Konkurrentin auf. Nach einem scharfen Luvkampf hinter der letzten Marke sicherte sie sich die Luvposition und zog in dem auffrischenden Wind unaufhaltsam davon und einem überlegenen Siege zu.